Als das Schloss noch ein TBC-Heim war

Gröditz Dienstag, 21.01.2014 von Kerstin Fiedler

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Sie stehen ein wenig versteckt in einem hölzernen Verschlag auf dem Boden von Schloss Gröditz, medizinische Geräte aus früherer Zeit, die einen sofort in die Vergangenheit zu ziehen scheinen. Und obwohl sie so weit oben stehen, haben doch immer wieder Besucher bei Führungen die nur angelehnte Tür geöffnet und waren dann doch sehr erstaunt.

Heidrun Nikol vom Förderverein Pro Gröditz muss lächeln. „Es ist schön, wenn man dann mit den Gästen ins Gespräch kommt“, sagt sie. Denn allzu viel wissen die Vereinsmitglieder von den alten Geräten auch nicht. Nur, dass sie eingesetzt waren, als das Haus zunächst zwischen 1953 und 1967 Tuberkulose-Klinik war. Aus dieser Zeit stammen auch die alten Koffer, aufgereiht in Reih und Glied, Namensschilder sind fast nicht mehr lesbar. „Wir vermuten, dass dies die Koffer der Menschen sind, die die Krankheit nicht überwunden haben und gestorben sind“, sagt Heidrun Nikol. – Die Geräte standen überall im Schloss herum, doch wegwerfen wollten sie die Vereinsmitglieder nicht. Sie würden Geschichte ausdrücken. Ein altes, dunkel gestrichenes transportables Armee-Röntgengerät steht angsteinflößend in einer Ecke. Heidrun Nikol schätzt, dass es aus den 50er- Jahren stammt. Das Röntgengerät im Krankenhaus-Beige und der daneben hängende Lichtkasten für die Röntgenbilder wirken fast beängstigend im Vergleich zu heutiger Technik. Auch ein Zahnarzttisch mit Lampe sowie eine Arztliege stehen im Raum.

Der soll noch aufgewertet werden, indem die Geräte beschriftet werden. „Wir wollen ein wenig die Geschichte der Medizintechnik darstellen. Helfen können dabei auch die ehemaligen Mitarbeiter, die zum Beispiel im Behindertenheim arbeiteten. Das war zunächst ab 1967 eine Außenstelle von Großschweidnitz. 2006 zogen die letzten Bewohner aus.

Im Winterhalbjahr sind Führungen in Schloss und Park Gröditz nur nach Voranmeldung möglich. Aber für das Frühjahr, so ab Ostern, liegen schon wieder einige Anmeldungen vor. Auch Hochzeitspaare haben die Besonderheit des Ortes entdeckt. „Wir haben für 2014 so viele Hochzeiten wie noch nie im Plan“, sagt Heidrun Nikol. Gerade schaute sich wieder ein Paar um.