Alte Ziegel fürs gotische Haus
Von Kerstin Fiedler
Besuch aus Dresden. Schlossherr Beat von Zenker zu Pommritz begrüßte jetzt zwei Vertreter des Landesamtes für Archäologie in Gröditz. Während Ingo Kraft schon einmal vor Ort war, sah Rebecca Wegener das Ensemble zum ersten Mal. Beide zeigten sich beeindruckt. „Was hier Stück für Stück entsteht, ist faszinierend“, sagt Ingo Kraft, Referatsleiter für Ostsachsen. Doch mehr noch als die Gebäude über der Erde interessierte die beiden Wissenschaftler natürlich all das, was im Schloss bisher gefunden wurde – und wo noch etwas archäologisch Wertvolles zu vermuten ist. So nahm Ingo Kraft jetzt die beiden Münzen mit, die im Schlosskeller gefunden wurden. „Wir werden sie untersuchen und bewerten und dann darüber reden, in welcher Form sie ins Schloss zurückkommen können“, sagt Ingo Kraft. Gespannt geht er, den Blick immer auf den Boden gerichtet, durch die Kellerräume. Unter dem ehemaligen Wohnturm des Schlosses sind noch Funde zu vermuten, nachdem dort bei Arbeiten am Abwassernetz die Münzen zum Vorschein kamen.
Spannend wurde es dann bei der Besichtigung des sogenannten gotischen Hauses. Seinen Namen erhielt es, weil Fachleute vermuten, dass es einen „mittelalterlichen Kernbestand“ habe. Die Gestaltung des Gebäudes weise auf ein komfortables Wohnhaus hin, wie es sonst nur in wohlhabenden Städten zu finden gewesen ist, schreibt Bauforscher und Architekt Frank-Ernest Nitzsche in seiner denkmalpflegerischen Bewertung des Hauses. Im Keller und im Erdgeschossgrundriss lässt sich eine noch aus gotischer Zeit stammende Gebäudeecke nachweisen, so Nitzsche. Deshalb freuen sich die Archäologen schon heute, dass sie voraussichtlich im nächsten Jahr nicht nur im Schloss, sondern auch im Keller dieses Hauses graben werden. Denn das ist das Ergebnis des Besuchs. Im nächsten Jahr sollen Untersuchungen in Gröditz laufen, bevor der Förderverein weitere Vorhaben in Angriff nimmt.
Eins davon betrifft die Archäologen nicht: Das Dach des gotischen Hauses wird neu gedeckt. Es war undicht und auch der Dachstuhl nicht mehr ganz komplett. Derzeit lagern neben dem Schloss Ziegel. Sie stammen teilweise vom Dach des gotischen Hauses, teilweise von der gegenüberliegenden Rittergutsscheune, die erst später saniert werden soll. Doch es fehlten immer noch einige Ziegel, um das Dach in seiner ursprünglichen Form zu erneuern. Da half dem Verein der Zufall. Heidrun Nikol, die für den Verein als Ansprechpartner vor Ort ist, freut sich über diesen Zufall. Im vergangenen Jahr gab es eine Hochzeit im Schloss, bei dem sich Bräutigam Alexander Ahrens sehr für das Ensemble interessierte. Vor Kurzem kam er zu Besuch und wollte sich ansehen, wie weit die Vorhaben umgesetzt waren. „Als er erfuhr, dass wir Ziegel für das Dach brauchten, hatte er sofort eine Idee“, sagt Heidrun Nikol. Sein Schwiegervater in Meschwitz hatte eine Scheune abgedeckt und brauchte die alten Ziegel nicht mehr. Kurzerhand brachte Alexander Ahrens sie nach Gröditz. Ihm gefällt das Vorhaben des Vereins so gut, dass er nun Mitglied werden will, freut sich Heidrun Nikol.
Um aber noch vor dem Winter ein paar Dinge in Ordnung zu bringen, laden die Gröditzer am Sonnabend zu einem nächsten Parkseminar ein. Jeder, der helfen will, ist willkommen. Die zweite und dritte Schlosswiese sollen für Technik zugänglich gemacht werden. Mithelfen werden dabei auch Schüler der freien Mittelschule Weißenberg. „Wir streben hier eine ständige Zusammenarbeit an“, sagt Beat von Zenker. Er hofft nun auf gutes Wetter.