Ob originale Fensterbemalung oder neuer Seminarraum – in kleinen Schritten geht es voran. Dank vieler Helfer und Partner.
Von Kerstin Fiedler
Aller sechs Wochen etwa ist Schlossherr Beat von Zenker zu Pommritz in Gröditz. Und jedes Mal bringt er etwas Neues mit. Sei es ein Einrichtungsgegenstand oder wie jetzt die Schablone für die originalgetreue Ausmalung der Innenfenster. „Fachmann Peter Aebi aus Bern hat mir dieses Muster nach Vorbild von Bodo Ebhardt gestaltet, sodass ich es als Muster für die Denkmalpflege übertragen konnte“, sagt Beat von Zenker. Aebi will im Mai nach Gröditz kommen, um weitere Muster zu gestalten. Vielleicht, so hofft der Netzwerker von Zenker, gibt es sogar eine Masterarbeit dafür in Bern.
Im Schloss wurde jetzt wieder das Wasser angestellt. Und auch, wenn es innen derzeit noch etwas frisch ist, denken die Mitglieder des Vereins Pro Gröditz schon an die nächsten Veranstaltungen. Bereits am 18. April gibt es hier einen Ärztekongress. Ärztin Gudrun Hetzel aus Döbeln hat das Schloss auf ihrem Pilgerweg durch Gröditz kennengelernt. Sie war so begeistert, dass sie gleich Vereinsmitglied wurde und versuchen will, Kollegen für das Ärztehaus in Weißenberg zu begeistern. Außerdem möchte sie sich beim Pilgergarten engagieren – Pflanzen dafür hat sie bereits gezogen. Für den Ärztekongress wurde im großen Salon ein neuer Seminarraum errichtet. Dafür wurde neue Elektrik eingebaut. „Den Raum kann man dann für solche Veranstaltungen nutzen und bei uns mieten“, sagt Beat von Zenker. Und er betont, wie gut die Bekanntheit des Schlosses auch der Region tut, wenn weitere Kongresse hierhergeholt werden. Doch auch andere Veranstaltungen wie Familienfeiern können im Schloss stattfinden. Oder Hochzeiten. Dafür werden die Gestaltungsmöglichkeiten immer größer. Selbst Trauungen können jetzt im Schloss stattfinden. Das läuft über das Standesamt Weißenberg. „Wir haben uns letztens auf einer Hochzeitsmesse vorgestellt, und unsere Angebote kamen gut an. Nun müssen wir nur noch bekannter werden“, sagt Beat von Zenker.
Gotisches Haus wird Wohnhaus
Ein weiteres Vorhaben ist die Sanierung des Gotischen Hauses. Die ursprüngliche Idee, es für museale Nutzung zur Verfügung zu stellen, geht nicht auf. „Ich musste einsehen, dass das nicht finanzierbar ist“, sagt von Zenker. Deshalb soll es nun für Wohnzwecke ausgebaut werden. In Zusammenarbeit mit der Bauhütte Trebsen wurden bereits Muster von Fensterfaschen und Putzarten aus der Zeit der Renaissance gefertigt. „Wenn man sich dann die Fenstersprossen in den Fenstern vorstellt, kann man erahnen, wie toll das Haus einmal aussieht“, sagt der Schlossherr. Die Bauhütte hatte der Denkmalschutz vermittelt. Für die Arbeiten wurden Fördermittel beantragt. Und vielleicht, so hofft von Zenker, zieht die Döbelner Ärztin sogar hier ein. – Die Pilgerherberge, die im vergangenen Jahr durch ein deutsch-polnisches Förderprojekt in Zusammenarbeit mit der Stadt Kargowa Geld zur Sanierung von Dach und Fassade erhielt, soll nun an die Betreiberin Beanca Srodka verpachtet werden. Nachdem sie im Winter eine Weiterbildung absolvierte, will sie in der Herberge auch Verpflegung anbieten. Selbst bei schlechtem Wetter ist das möglich, denn im Aufenthaltsraum ist Platz für 20 Personen. Dieser Raum wird aber auch für Familienfeiern vermietet. So steht die Pilgerherberge auch der Bevölkerung offen.
Polen haben mehr Stolz
Beat von Zenker hält die Verbindung nach Kargowa für sehr wichtig. „Die Fördermittel werden knapp, aber wenn hier die Stadt weitere Projekte entwickeln kann, hilft das beiden Seiten“, findet von Zenker. Er findet, dass die Polen, die gerade zu einem Besuch in Weißenberg weilten, viel mehr auf ihre Entwicklung und ihre Stadt stolz sind. „Sie gehen einfacher mit dem Leben um und schimpfen nicht über alles“, sagt von Zenker. So könnten auch wirtschaftliche Impulse für heimische Handwerker entstehen. Da hofft der Schlossherr mit den Vereinsmitgliedern sehr auf den neuen Bürgermeister und den Stadtrat. So können auch weitere Projekte im Schloss angegangen werden. Unter anderem das mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, bei dem es im Mai einen Workshop mit dem Sachsenforst geben wird. Kontakte im wissenschaftlichen Bereich und für Studien an Universitäten wurden geknüpft. Und nicht zuletzt wird die Zusammenarbeit mit der freien Mittelschule Weißenberg vorangetrieben.