Zwei Münzen und viele Fragen

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Gröditz
Samstag, 24.08.2013

Ein wertvoller Fund im Schloss Gröditz gibt Rätsel auf. Der Schlossherr sucht Hilfe beim Bautzener Museum.

Von Kerstin Fiedler

Jürgen Vollbrecht ist begeistert. Der Chef des Bautzener Museums ist zum ersten Mal im Schloss Gröditz und staunt vor allem darüber, dass immer noch Funde gemacht werden, die die Geschichte längst vergangener Zeiten erzählen. So hat Schlossherr Beat von Zenker während des Abwasserbaus im Keller des Gebäudes zwei Münzen entdeckt. Die eine, vermutet von Zenker, nachdem er sich an der Uni Bern kundig gemacht hatte, ist ein sogenannter Silberling.

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Die andere könnte eine Demeter-Münze aus Griechenland sein. Die griechische Göttin Demeter verkörpert als Urmutter die Fruchtbarkeit.

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Jürgen Vollbrecht zeigt Anerkennung und fragt, ob denn der Fund auch gemeldet wurde. Beat von Zenker muss lachen. „Natürlich weiß die Archäologie davon. Und wir haben noch einige andere Dinge, die noch untersucht werden müssen“, sagt er. Zum Beispiel Knochen und ein Schädel, bei dem er vermutet, dass er noch aus dem 30-Jährigen Krieg stammt.

Doch nur wegen der Funde hat der Schlossherr den Museumschef nicht nach Gröditz eingeladen. Der Schweizer geht auf in dem Willen, für die Region Netzwerke zu schaffen. Das war erst letztlich Thema einer Veranstaltung mit dem Verein Regiochance. Doch waren es da eher die Schritte, die beiden Museen der Stadt Weißenberg in Weißenberg und Nechern gemeinsam mit dem Schloss Gröditz zu vermarkten, könnte sich von Zenker jetzt vorstellen, auch eine Zusammenarbeit mit dem Bautzener Museum zu starten. Immerhin beherbergt das Haus die Gersdorffsche Sammlung. Und Hans von Gersdorff, ein oberlausitzischer Adeliger und Gelehrter hatte seinen Sitz in Weicha. Und aus der Geschichte weiß Beat von Zenker, dass Weicha und Gröditz 1520 bis 1896 zusammengehörten. „Es ist unvorstellbar, was es hier für Schätze gegeben haben muss“, sagt von Zenker. Erst kürzlich habe er eine Schatzkammer entdeckt, die allerdings leider schon geplündert war. Auch ein Kellergewölbe kam zum Vorschein, das aus dem 15. Jahrhundert stammt. Nun vermutet von Zenker, dass diese Gewölbe mehrstöckig waren. Schließlich waren die Anfänge von Gröditz bis 1515 eine Schutz- und Trutzburg für Weißenberg.

Jürgen Vollbrecht freut sich über das umfassende Wissen des Schlossherrn. Und als es im Gespräch um das gotische Haus neben dem Schloss ging, sah er schon eine Verbindung zum Museum. „Wir wollen zum Tag des offenen Denkmals das Franziskanerkloster in den Mittelpunkt stellen. Und da wären wir dann auch bei der Gotik“, sagt Vollbrecht. Einer Zusammenarbeit ist er nicht abgeneigt, schließlich könne er sich vorstellen, dass durch gemeinsame Projekte auch europäische Fördergelder gewonnen werden könnten. Beat von Zenker hat genau verfolgt, dass es mit dem Werben um Sponsoren fürs Museum nicht so geklappt hatte, wie das geplant war.

Von Zenker hat dann dem Museumschef das Haus und die darin sichtbaren Fortschritte gezeigt. Letztlich kamen beide auch im gotischen Haus an. Im nächsten Jahr will der Verein Pro Gröditz die Sanierung in kleinen Schritten beginnen. Restauratoren sollen nach Gröditz kommen und das Haus untersuchen. Es soll sich um das erste Burggebäude gehandelt haben.

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Wollen demnächst zusammenarbeiten: Der Bautzener Museumschef Jürgen Vollbrecht (l.) und der Gröditzer SchlossherrBeat von Zenker. Hier schauen sie sich im Kellergewölbe einige Fundstücke an.Fotos: SZ/Uwe Soeder

Es war eine erste Begegnung der beiden Herren, die später sogar noch nach verwandtschaftlichen Gemeinsamkeiten im Stammbaum gesucht haben. In welcher Form es zu einer Zusammenkunft kommt, wird sich zeigen. Beat von Zenker kann sich gut vorstellen, dass Schulklassen sich zunächst im Museum über die Familie von Gersdorff schlau machen, bevor sie dann im Schloss Gröditz Geschichte zum Anfassen bekommen.

www.pro-groeditz.de